Wie funktioniert denn eigentlich Kartenzahlung? Und welche Zahlarten sollten man annehmen?
Kannst du mal kurz praktisch erläutern: Wie kommt das Geld von der Kundschaft zu dem:der Händler:in? Und: Welche Zahlungsarten sollte man unbedingt annehmen? Worauf kann man eher verzichten?
Was mir außerdem spontan einfällt: Die Bäckerei, die ein Brot für 3 Euro oder weniger verkauft – ist das für den denn auch interessant? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Bäckerei jetzt sagt „Ich stelle mir hier ein Kartenterminal hin, schaffe das Bargeld ab. Die Bäckerei sagt ja bestimmt auch: „Die Leute zahlen weiterhin mit Bargeld. Wenn ich kein Terminal hinstelle, müssen sie ja mit Bargeld zahlen.“ Das ist aus meiner Sicht ja auch ein Argument – wenn man es nicht will, macht man es auch einfach nicht. Verliert man deswegen wirklich seine Kundschaft?
Die Bäckerei ist ein gutes Beispiel. Ich kann dir sagen, dass die Bäckereien mehr und mehr dazu übergehen Kartenzahlung anzubieten. Ich habe hier sogar eine Bäckerei um die Ecke, die hat nur noch Bezahlstationen. Da gebe ich dem:der Bäckereifachverkäufer:in gar kein Bargeld mehr. Das Geld wird über einen Automaten eingezahlt oder das Kartenzahlterminal.
Der springende Punkt ist, wenn ich Bäcker:in bin und ich habe schon immer Bargeld angeboten und meine Kundschaft kommt weiter zu mir, dann ist es völlig okay das beizubehalten. Diese Bäckerei hat dann wahrscheinlich auch seit 20 Jahren das gleiche Sortiment und braucht auch nicht das 100% Dinkel-Fitnessbrötchen mit wenig Kohlenhydraten. Wenn seine Kundschaft dennoch zu ihm kommt, dann passt das so auch.
Wenn man sich aber kundenorientiert verhalten möchte, dann muss man einfach sehen: Die Leute haben weniger Bargeld dabei. Wenn ich hier morgens in meinem kleinen Vorort mit meinen beiden Kindern und dem Hund zum Bäcker gehe, habe ich alle Hände voll – und dann muss ich eben gucken, wo ich die 2,59 Euro für die Brötchen habe – das geht mit Karte einfach schneller.
Es macht also neben den Hygienebestimmungen auch aus Kundensicht Sinn Kartenzahlung anzubieten. Die Zahlungen sind außerdem schneller: Der:die Bäckereifachverkäufer:in muss nicht mehr die genauen Centbeträge nachzählen, sondern kann sich weiter um ihre Kundschaft kümmern. Besonders bei diesen Kleinbeträgen, weil hier gar keine PIN eingegeben werden muss. Da würde ich als Bäcker:in an einem hektischen Samstagmorgen eindeutige Vorteile sehen.
Und du sparst dir als Bäcker:in dann ja auch das ganze Geld wieder zur Bank zu schaffen.
Und – das summiert sich gerade bei Bäckereien, da diese unglaubliche viele Transkationen haben – es passieren logischerweise immer mal wieder kleine Fehler: Der:die Kund:in gibt 10 Cent zu wenig, der:die Kassierer:in gibt 20 Cent zu viel raus. Mit einer Kartenzahlung kann das nicht passieren. Das Terminal ist meistens direkt an die Kasse angeschlossen, da geht genau der Betrag rein, der auf der auf der Kasse angezeigt wird.
Das Bargeldhandling wird schnell unterschätzt. Statt das ganze Kleingeld einer Woche zur Bank zu bringen, wo es erstmal durch den Zählautomaten muss, habe ich das Geld doch viel lieber direkt am nächsten Tag auf meinem Konto.
Und nun nochmal zurück zur Frage: Wie kommt das Geld von der Kundschaft zu dem:der Händler:in/Unternehmer:in? Welche Zahlungsarten sollte man unbedingt anbieten? Denn es gibt ja so viele Zahlarten, dazu neue wie Apple Pay und Co sowie ausländische Dienste. Jeder will vom großen Kuchen etwas abbekommen.
Absolut. Also, wie kommt das Geld von A nach B? In Deutschland gibt es das sogenannte Vier-Parteien-System. Und hier die Erklärung:
Ich als Händler:in habe meine Bank, wo mein Geschäftskonto liegt. Mein:e Kund:in hat eine Bank, die ihm:ihr eine Karte ausgegeben hat, zum Beispiel eine Mastercard.
Dann haben wir Mastercard als dritte Partei – der Issuer, wie man in der Fachsprache sagt. Und als vierte Partei hat man den sogenannten Payment Provider, das ist das Unternehmen, das dafür sorgt, dass dieser Zahlungsstrom zwischen Kreditkarte, der Bank des:der Kund:in und der Bank des:der Händler:in funktioniert.
Das ist ein Kreislauf. Wenn die Karte an das Terminal gehalten wird, bestätigt der Payment Provider, dass die Zahlung durchgehen kann. Diese Info geht dann an Mastercard und die Bank von dem:der Kund:in, die wiederum die Zahlung an die Händlerbank auslöst.
Der Payment Provider, der meistens auch das Terminal stellt, mit dem man einen Kartenakzeptanzvertrag schließt, der haftet dafür, dass das Geld von A nach B kommt.
Und zu den Bezahlverfahren – was brauche ich?
Die Antwort ist eher unbefriedigend: Es kommt drauf an – Wie sieht denn meine Kundschaft aus? Wie ist die Altersstruktur?
Wenn ich einenklassische Bäckerei hier bei mir im Dorf bin, brauche ich nicht die chinesische Kreditkarte China Union Pay annehmen – die meist verbreitete Kreditkarte der Welt. Weil es einfach relativ selten passieren dürfte, dass Chines:innen bei mir im Dorf Brötchen kaufen wollen.
Habe ich vielleicht einen kleinen Handwerksbetrieb in einer Touristenregion, wo viele Chines:innen auch gerne mal ein Andenken kaufen, dann sieht das schon wieder ganz anders aus.
Das Minimum in Deutschland ist heutzutage die EC Karte plus die Kreditkarte.
Viele Händler:innen wollen nur EC Karte akzeptieren aufgrund der günstigeren Kosten, die, wie bereits angesprochen bei nur etwa 0,25 % liegen. Wir raten immer dazu auch Kreditkarten zu akzeptieren. Warum? Und jetzt kommen Apple Pay und Co. ins Spiel: Weil diese Bezahlapps meistens Kreditkarten hinterlegt haben. Das Handy ist dann quasi einfach nur eine virtuelle Kreditkarte, die drangehalten wird. Allein deshalb macht es Sinn, Mastercard und Visa anzunehmen.
Mittlerweile gibt es bei Apple Pay auch die Möglichkeit EC Karten und Debitkarten zu hinterlegen, das bieten verschiedene Sparkasse jetzt mittlerweile an. Dennoch: Mastercard und Visa sollten akzeptiert werden.
Und ein wichtiger Punkt: Wenn ich keine Zahlungen über Mastercard oder Visa erhalte, muss ich auch nicht dafür bezahlen. Ich bezahle erst in dem Moment, wo wirklich jemand mit einer Kreditkarte bezahlt – da biete ich im Notfall lieber die Zahlung an, als dass ich sie nicht angenehmen kann.
Ja, das stimmt, bin ich vollkommen dabei. Ich selbst habe mir Apple Pay auf dem iPhone installiert und da wurde bei der Registrierung nur nach einer Kreditkarte gefragt – alle, die also nur auf die EC Karte bauen, wie Sparkasse, Volksbank und Co. werden also gezwungen da mitzugehen oder sind raus aus dem Spiel.
Genau, das war eine riesige Diskussion in Deutschland: Sollte man als deutsches Institut EC Kartenzahlung für Apple Pay anbieten oder macht man damit Tür und Tor auf für Apple, die dann ja den Zahlungsstrom kontrollieren. Am Ende entscheidet der:die Kund:in und das, was für ihn:sie am einfachsten ist. Und für die meisten Leute ist es eben das Handy, das schnell mal gezückt wird. Es ist ja auch unglaublich angenehm mit einem Gerät, was alles kann, auch Zahlungen abzuwickeln.